Unter "Sprechen" wird die motorische Ausführung von Sprachlauten verstanden, d.h. die Fähigkeit die gedachten Laute, Wörter, Sätze oder Texte artikulatorisch verständlich
und im Redefluss angemessen zu äußern.
Die verschiedenen Sprechstörungen bei Kindern lassen sich in 3 große Gruppen unterteilen:
- Störung der Bildung von Lauten
- audiogene Sprechstörungen
- Redeflussstörungen
Störungen der Lautbildung bei Kindern sind sehr verschieden und haben ganz unterschiedliche Ursachen. Häufig können die Ursachen auch nicht erkannt werden.
Mit Störungen der Artikulation werden Schwierigkeiten von Kindern beschrieben, einen Laut richtig zu bilden. Die bekannteste Form ist das "Lispeln" bzw. der "Sigmatismus", bei dem die Zunge bei der Artikulation des Lautes /s/ zwischen die Zähne rutscht. Manchmal ist gleichzeitig eine zu schlaffe Muskulatur im Mundbereich zu beobachten, die auch zu einer funktionellen Schluckstörung / Myofunktionellen Störung führen kann.
Von Dysarthrien spricht man, wenn die Verarbeitung des Sprechens im Gehirn durch z.B. einen Sauerstoffmangel während der Geburt oder nach einem Unfall, gestört ist. Die Beweglichkeit der Lippen und der Zunge ist eingeschränkt, dies führt zu einer undeutlichen Aussprache. Gleichzeitig kann ein vermehrter Speichelfluss auftreten, die Stimme verändert und die Atmung beim Sprechen eingeschränkt sein.
Bei artikulatorische Entwicklungsdyspraxien werden Laute fehlerhaft gebildet oder durch andere ersetzt. Die Kinder strengen sich beim Sprechen häufig an und es sieht so aus, als ob sie die richtige Stellung von Lippen, Zunge usw. bei der Artikulation suchen.
Je nach Schweregrad und Ausprägung einer Hörstörung können bestimmte Laute der Sprache in den vom Hörverlust betroffenen Frequenzen nicht mehr oder nur ungenau
wahrgenommen werden. Diese Laute werden dann von den hörbeeinträchtigten Personen nicht oder ungenau artikuliert. Es kommt zu Auslassungen von Lauten, zu einer verwaschenen oder fehlerhaften
Aussprache von Konsonanten und/oder zu einer Vereinheitlichung des Klangbildes bei Vokalen.
Am häufigsten betroffen sind im Deutschen die Zischlaute: z.B. s, f, sch, deren undeutliche Artikulation dazu führt, dass die Laute vom Zuhörer kaum unterschieden werden können. Die gesprochene
Sprache (Spontansprache) der betroffenen Kinder, Jugendlichen, Erwachsenen oder älteren Menschen ist daher schlecht verständlich bis unverständlich.
Störungen des Redeflusses können in Form von Stottern oder Poltern vorliegen. Redeflussstörungen bei Kindern sind sehr verschieden. Meist können die Ursachen nicht erkannt werden.
Stottern äußert sich in Form von unfreiwilligen Wiederholungen von Lauten und Silben ("Babababall") sowie als Dehnungen ("Fffffisch") oder Blockierungen von Lauten
(stummes Verharren vor oder in einem Wort, wobei Zeichen von Anstrengung sichtbar oder hörbar sein können: "---Tisch"). Diese Symptome werden Kernsymptomatik genannt, da sie das eigentliche Stottern
darstellen. In Kernsymptomen verlieren stotternde Kinder für einen Moment die Kontrolle über den Sprechablauf, obwohl sie genau wissen, was sie in diesem Moment sagen wollen. Kinder entwickeln
unbewusst Strategien, um solche Symptome zu kontrollieren.
Die Symptomatik kann auch schon zu Beginn des Stotterns sehr ausgeprägt sein, kann aber auch schleichend zunehmen. Typisch für den Verlauf ist der Wechsel von symptomarmen Phasen mit Episoden
stärkerer Symptomatik. Ebenso typisch ist, dass das Stottern in unterschiedlichen Situationen und bei unterschiedlichen Personen verschieden ausgeprägt sein kann.
Bei Poltern ist die Verständlichkeit des Gesprochenen durch eine phasenweise überhöhte Sprechgeschwindigkeit mit Auslassungen und Verschmelzungen von Lauten, Silben oder Wörtern ("zum Beispiel" wird "Zeispiel") beeinträchtigt. Außerdem treten viele Satzabbrüche, Umformulierungen und Floskeln sowie stotterähnliche Redeunflüssigkeiten auf, so dass trotz des Eindrucks von hoher Sprechgeschwindigkeit oft nur wenig Inhalt vermittelt werden kann.
Quelle: www.dbl-ev.de (Deutscher Verband für Logopädie)